FUNKTIONAL

Schutz vor Feuer

Schon bei der Planung eines Gebäudes muss an den baulichen Brandschutz gedacht werden. Durch die Auswahl von Bauweise und Baumaterial können Architekt*innen und Planer*innen potenzielle Brandgefahren erheblich beeinflussen. Das im Blick zu haben, macht wertvolles Bauen aus.

© Antje Neßler

© Anita Zickar

Feuerfest bauen

Für die Konstruktion eines Gebäudes steht eine Vielzahl an Baustoffen zur Verfügung. Bei der Auswahl sollten auch die brandschutztechnischen Eigenschaften ausschlaggebend sein. Eine massive Bauweise, z. B. aus Kalksandstein, bietet ein hohes Maß an Sicherheit im Brandfall. Aufgrund seiner natürlichen Bestandteile Kalk, Sand und Wasser sowie seines Herstellungsprozesses ist Kalksandstein in der Brandschutzklasse A1 gelistet und nicht brennbar. Aus diesem Grund verlangen Versicherungen für Gebäude mit Mauerwerk grundsätzlich keinen Risikoaufschlag.

© Erich Spahn

Günstiges Brandverhalten

Kalksandstein erweist sich bei Feuer als standsicher – und das bereits bei geringen Wandstärken. So erreichen zum Beispiel 11,5 cm dicke tragende Kalksandsteinwände die Feuerwiderstandsklasse REI 90. Bei Temperaturen von 300 bis 500 Grad erhöht sich sogar ihre Festigkeit und damit auch die Standsicherheit im Brandfall.

Resistente Fassade

© Olaf Mahlstedt

Die Außenwände von Gebäuden müssen die Ausbreitung von Flammen über die Fassade auf Flucht- und Rettungswege und das Übergreifen auf andere Etagen verhindern. Daher werden an die Fassadendämmung baurechtliche Brandschutzanforderungen gestellt. Maximale Brandsicherheit bieten vollmineralische Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS). Alle Komponenten bestehen aus mineralischen Rohstoffen, vom Dämmstoff über den Klebe- und Armierungsmörtel bis zum Oberputz. Solche WDV-Systeme zählen zur höchsten Baustoffklasse A1, sind also ebenfalls nicht brennbar. Sie entwickeln keinen gefährlichen Rauch und halten Temperaturen bis zu 1.000 Grad Celsius stand, ohne abzutropfen oder abzufallen. Das ermöglicht Bewohnern auch im Notfall einen sicheren Weg aus dem Gebäude und schützt Rettungskräfte vor zusätzlichen Gefahren bei der Löschung des Brandes.

Ein weiterer Vorteil ist ihre einfache Konstruktion. Sie kommen im Gegensatz zu anderen Dämmsystemen ohne zusätzliche Brandriegel aus. Vollmineralische WDVS sind auch bei Hochhäusern mit einer Gebäudehöhe bis zu 100 m problemlos einsetzbar. Je höher das Gebäude, desto strenger sind die Anforderungen an den Brandschutz. Ab 22 Metern müssen generell Systeme der Baustoffklasse A verwendet werden. Einzelheiten regeln die jeweiligen Landesbauordnungen.